Politik zum Tanzen - die "Chöre der Kommenden" auf der Sophienterasse

Das Schwabinggrad Ballett hatte auf die Sophienterasse geladen. Nein, hier wird kein "Pas de deux" aufgeführt - das haben auch die Anwohner aus Harvestehude schnell festgestellt. Im Rahmen des siebten "Live Art"-Festivals wurde nicht nur in bekannten, abgeschlossenen Hallen gespielt, sondern eben auch dort, wo es wehtun könnte.

 

Zusammengefasste Periscope-Videos - daher hochkant.

Hintergrund:
Im Juli 2015 sollten 220 Flüchtlinge im umgebauten Gebäude des ehemaligen Kreiswehrersatzamtes einziehen. Drei Anwohner zogen dagegen vor Gericht. Nachdem im Januar schon das Verwaltungsgericht dem Einspruch folgte, hat jetzt auch das Oberwaltungsgericht diese Entscheidung bestätigt. In der Begründung wird sich auf das 1955 ausgewiesene "besonders geschützte Wohngebiet" bezogen.

In roten und grauen Jacken gekleidet, schreitet das Ensemble des Schwabinggrad Ballett wie Roboter aus Richtung Mittelweg auf das kleine umzäunte Stückchen Rasen zu. Es liegt direkt vor dem extra gesicherten Gebäude, in dem schon im nächsten Monat 220 Flüchtlingsfamilien hätten einziehen sollen. Doch auch wenn sich die Stadt Hamburg nach außen hin gern offen und tolerant zeigt, wenn damit kein Handel oder sonstiger Profit verbunden ist, dann geben sich bestimmte Damen und Herren doch schnell zugeknöpft (siehe Kasten).

Das Schwabinggrad Ballett und die "Chöre der Kommenden" thematisierte mit diesem Auftritt nicht nur die Situation vor Ort sondern auch das gesamte Problem von Flucht und Elend. Mit Rhythmusgerät, Congas, Korg und weiteren Geräten entstand aus der Beschäftigung mit dem gesellschaftlichen Thema "Politik zum Tanzen". In mehreren Sprachen wurden die Subjekte/Objekte besungen: die Nato, der Flüchtling, der Wert des Eigentums, der Container, das Auto....  begleitet durch afrikanischen Rhythmen mit Jazz- und Elektronik-Elementen - wer Sun Ra schätzt, kann dazu tanzen.

Und das taten am Ende nicht nur die das Ballett sondern auch mehr und mehr der insgesamt ca. 150 Zuschauer - darunter auch Anwohner, die sich in einer Initiative für die Flüchtlinge engagieren.

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